- Forschung
- Fragen an Inspector Provenance
Fragen an Inspector Provenance
Provenienzforschung – die Untersuchung früherer Eigentumsverhältnisse eines Kunstwerks oder Kulturgegenstands – gehört zu den Kernaufgaben des Museums. Erforscht wird die „Biografie“ eines Kunstwerks vom Zeitpunkt seiner Entstehung bis zum heutigen Tag. Der Weg von einem Besitzer zum anderen soll Schritt für Schritt nachvollzogen werden.
- Warum werden die Provenienzen von Kunstwerken erforscht?
Warum werden die Provenienzen von Kunstwerken erforscht?
Als Disziplin hat sich die Provenienzforschung nach der „Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ (1998) und den daraus hervorgegangenen elf „Washingtoner Prinzipien“ entwickelt. Beschlossen wurde unter anderem die Identifizierung von Kunstwerken, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und in der Folge nicht zurückerstattet wurden. Sollte ein Eigentümer von Kunstwerken, die durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt und in der Folge nicht zurückgegeben wurden, oder dessen Erben ausfindig gemacht werden, sollen rasch die nötigen Schritte unternommen werden, um eine gerechte und faire Lösung zu finden.
- Welche Schwerpunkte gibt es in der Provenienzforschung?
Welche Schwerpunkte gibt es in der Provenienzforschung?
Aktuell gibt es in Deutschland vier verschiedene Forschungsschwerpunkte:
- Kulturgüter, die in der NS-Zeit enteignet oder geraubt wurden. Es handelt sich um Gegenstände aus dem Besitz von NS-Verfolgten und um Kriegsbeute aus den besetzten Ländern,
- Kulturgüter, die in der SBZ bzw. in der DDR unter Zwang entzogen wurden,
- Kulturgüter, die während der Kolonialherrschaft in Übersee erworben wurden und
- Kultobjekte oder menschliche Überreste, deren Herkunft und öffentliche Ausstellung problematisch ist.
- Was wird im Museum für Kunst und Kulturgeschichte erforscht?
Was wird im Museum für Kunst und Kulturgeschichte erforscht?
Im Fokus stehen grundsätzlich alle Kunstwerke, die vor 1945 entstanden und nach 1933 erworben worden sind. Maßgeblich ist dabei die Frage, ob eventuell ein NS-verfolgungsbedingter, unrechtmäßiger Entzug vorliegt und wenn ja, wer der rechtmäßige Eigentümer des Objekts ist.
Dazu ist eine intensive Auseinandersetzung mit den Kunstwerken und eine systematische Aufarbeitung des Quellenmaterials notwendig. Mitunter dauert es Jahre, bis die Herkunft eines Objektes lückenlos geklärt ist.
- Was ist ein verfolgungsbedingter unrechtmäßiger Entzug?
Was ist ein verfolgungsbedingter unrechtmäßiger Entzug?
Jüdische und regimekritische Personen und Organisationen erfuhren im NS-Staat einen immensen gesellschaftlichen und politischen Verfolgungsdruck, der sich unmittelbar auf deren Vermögensverhältnisse auswirkten. Seit 1933 wurden zahlreiche antisemitische und andere diskriminierende Gesetze erlassen, die auf den direkten Vermögensentzug zielten oder Betroffene so drangsalierten, dass sie sich zur Emigration gezwungen sahen. Die Reichsfluchtsteuer und die Devisenbewirtschaftung, ein Produkt der Weltwirtschaftskrise, wurden durch eine drastische Verschärfung zum zentralen Instrument, um das Vermögen der Emigranten zu großen Teilen abzuschöpfen.
Ab 1938 wurde die Enteignung jüdischer Bürger forciert. Sie mussten ihr Vermögen den Behörden melden, nach der Reichspogromnacht eine Judenvermögensabgabe entrichten: 25 % ihres Gesamtvermögens. Zudem konnte das Reichswirtschaftsministerium den Zwangsverkauf von Mobilien und Immobilien verfügen. Schmuck- und Kunstgegenstände durften nur noch über staatliche Ankaufsstellen veräußert werden, die die Preise drückten. Ab 1941 fiel das Vermögen von deportierten und emigrierten Juden an das Deutsche Reich.
Die systematische Enteignung der jüdischen Bevölkerung vollzog sich auch im annektierten Österreich. Während des Zweiten Weltkrieg fand in den besetzten Staaten ein regelrechter Raubzug statt
- Wohin kamen die entzogenen oder geraubten Kulturgüter?
Wohin kamen die entzogenen oder geraubten Kulturgüter?
Die Kulturgüter, darunter viele Kunstwerke, kamen in den Kunsthandel, anschließend in Museen oder in die Sammlungen von Privatpersonen. Viele NS-Politiker waren begeisterte Sammler, insbesondere Adolf Hitler und Hermann Göring. Außerdem wurde in Linz ein gigantisches Kunstmuseum geplant. Zuständig war der Sonderauftrag Linz, eine Hitler direkt unterstellte informelle Organisation mit Sitz in Dresden.
- Was geschah nach dem Zweiten Weltkrieg?
Was geschah nach dem Zweiten Weltkrieg?
Die Alliierten beschlagnahmten die Kunstwerke aus dem Besitz der NS-Politiker sowie den Bestand des Sonderauftrags Linz und stellten diese in Central Collecting Points sicher und begannen mit der Restitution der Objekte. Dazu wurden Quellen untersucht und viele Kunsthändler verhört.
- Was ist eine Restitution?
Was ist eine Restitution?
Die Restitution dient der Wiederherstellung von Eigentumsverhältnissen an Kunstwerken.
Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die äußere Restitution in Angriff genommen. Allein in der amerikanischen Besatzungszone wurden bis 1948 rund 470.000 Kunstwerke und 1,7 Millionen Bücher an jene Staaten zurückgegeben, aus denen sie geraubt worden waren.
Etwas zeitverzögert folgte die innere Restitution. Die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und Unterdrückung innerhalb des Deutschen Reiches konnten ab 1947 Anträge auf Rückerstattung stellen. Zahlreiche Juden, die aufgrund der Verfolgung emigriert waren, stellten entsprechende Anträge und sahen sich nun mit zähen Wiedergutmachungsprozessen an deutschen Landgerichten konfrontiert.
- Konnten die Eigentumsverhältnisse wieder hergestellt werden?
Konnten die Eigentumsverhältnisse wieder hergestellt werden?
Die äußere und innere Restitution basierten auf Regelungen der Militärregierungen in der BRD. In der SBZ bzw. DDR gab es keine entsprechenden Vorkehrungen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde daher das Kapitel neuaufgeschlagen. 1998 fand die „Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ statt, die den Impuls für die systematische Forschung an deutschen Museen gab.
- Warum werden die Provenienzen von Kunstwerken erforscht?
- Die Methoden des Inspector Provenance
Die Methoden des Inspector Provenance
- Zugang über das Objekt
Zugang über das Objekt
Ziel ist es, alle möglichen Informationen zu Künstlern, zu Titeln, Datierungen, Signaturen, Material und Größe zusammenzutragen. Zu diesem Zweck werden die Inventarbücher, die Objektkarten und die Erwerbungskorrespondenz konsultiert. Gibt es Abweichungen bei der Autorenschaft, bei Titel, Material oder Größe? Um die Werkidentität zu klären, muss auch der Frage nachgegangen werden, ob es sich bei dem Objekt um ein Einzelstück, eine Replik, ein Exemplar einer Auflage etc. handelt.
Weitere Informationen ergeben sich aus der Sichtung und Auswertung von provenienzrelevanten Merkmalen an den Objekten selber. Bei Gemälden und Grafiken erfolgt dazu eine Rückseitenanalyse. Denn auf Keil- und Zierrahmen, auf Leinwand oder Papier können sich Nummern, Etiketten, Stempel, Siegel oder handschriftliche Vermerke befinden, die Aufschlüsse über Vorbesitzer, Ausstellungs- oder Auktionsorte, Transporte etc. geben können.
- Zugang über Archivalien
Zugang über Archivalien
Archivalien müssen akribisch durchforstet werden. So ist eine Recherche in Stadtarchiven, Landes- und Staatsarchiven, im Bundesarchiv, im Zentralarchiv der Staatlichen Museen Berlin und im Zentralarchiv des Deutschen Kunsthandels in der Regel unerlässlich.
- Zugang über Literatur
Zugang über Literatur
Literaturrecherche ist unerlässlich. Es müssen Bestands-, Ausstellungs- und Auktionskataloge, Monografien und Aufsätzen durchgesehen werden. Sie geben weitere Informationen über das Gemälde.
- Zugang über Online-Ressourcen
Zugang über Online-Ressourcen
Wichtig sind auch Online-Ressourcen, so deutsche und internationale Provenienz- und Bilddatenbanken wie „ERR Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg“, „Fold 3“, „Foto Marburg“, „Frits Lught“, „Galerie Heinemann“, „German Sales“, „Getty Research“, „Looted Art, „Lost Art“, „Proveana“, „RKD Nederlands Instituut voor Kunstgeschiedenis“ etc.
- Zugang über Personen- und Institutionenforschung
Zugang über Personen- und Institutionenforschung
Legen die Befunde einen unrechtmäßigen Entzug nahe, beispielsweise eine Beschlagnahme des Objekts durch eine NS-Behörde wie die Reichskulturkammer oder die Geheime Staatspolizei – so sind Informationen über die Opfer des Kulturgutraubes von zentraler Bedeutung.
Hat der Geschädigte einen Wiedergutmachungsantrag gestellt? Wird in der Wiedergutmachungsakte ggf. das Objekt erwähnt und die Umstände des NS-verfolgungsbedingten Entzugs dargelegt? Die Klärung der möglichen Erbfolge, die Prüfung von Anspruchsberechtigung und Anspruch und das Finden einer gerechten und fairen Lösung ist allerdings nur durch juristische Unterstützung möglich. Schließlich muss die Rückgabe oder eine andere Lösung dokumentiert werden.
- Zugang über das Objekt
- Fragen an Inspector Provenance
- Provenienzforschung am MKK
- Importe aus Frankreich?
Importe aus Frankreich?
01.01.1741- Beschreibung
Beschreibung
Als Museumsdirektor in Zwickau und als Leiter des Kunstvereins in Hamburg war Dr. Hildebrand Gurlitt (1895-1956) wiederholt auf Ablehnung konservativer Kreise gestoßen. Denn er favorisierte moderne Kunst. Als er 1933 sein Amt niederlegen musste, wechselte er in den Kunsthandel. Dort zählte er - trotz seiner jüdischen Herkunft - bald zu den einflussreichsten Händlern des NS-Staats. Im Kontext der Aktion „Entartete Kunst“ (1937) war er autorisiert, beschlagnahmte Werke zu verkaufen. 1943 stieg er zum Haupteinkäufer für den „Sonderauftrag Linz“ im besetzten Frankreich auf.
- Herkunft
Herkunft
Das Museum erwarb 1943 drei Gemälde bei Gurlitt in Dresden, darunter „Balthasar Denner, Alte Frau“ und „Ferdinand Rayski, Gustav Baron von Normann“. In den Geschäftsbüchern Gurlitts ist bei diesen als Vorbesitzer der Kunsthändler Theo Hermsen, Paris, angeben. Doch vermutlich befanden sie sich längst in Gurlitts Besitz. War für Devisenbeschaffung ein Import aus Frankreich fingiert worden?
- Wie sieht die Rückseite aus?
Wie sieht die Rückseite aus?
- Beschreibung
- Odyssee eines Bildes
Odyssee eines Bildes
01.01.1810- Herkunft
Herkunft
„Auch habe ich das Bild, den Ulysses mit der Penelope, nun fertig gemacht (...) und so oft ich es sehe, denke ich immer, das wäre ein Bild für das junge Fürstenpaar, die sich so innig lieben und so edel beschäftigen, und sich selbst füreinander erhalten.“
Künstlerbriefe – wie von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829) aus dem Jahre 1810 – können Hinweise auf Vorbesitzer liefern: Peter I. Friedrich Ludwig, Herzog von Oldenburg schenkte das Gemälde „Odysseus und Penelope, 1810“ seinem Sohn Prinz Georg und dessen Gattin Katharina Pawlowna, Großfürstin von Russland, die in St. Petersburg lebten.
Die Reise des Bildes führte von Eutin, Oldenburg und St. Petersburg weiter nach Stuttgart. Denn nach dem Tod Georgs heiratete Katharina 1816 den späteren König Wilhelm I. von Württemberg. 1921 lieferte der Stuttgarter Hofkunsthändler Felix Fleischhauer es zur Auktion bei Hugo Helbing, München, ein. 1922 verkaufte die Münchner Galerie Heinemann es nach Hamburg. Neuer Besitzer war vermutlich der Hamburger Metallexporteur Jacob Hirsch (1883-1933), der 1932 nach Paris auswanderte und dort verstarb. 1942 bot die Berliner Galerie Nicolai das Gemälde dem Dortmunder Museum an.
- Wie sieht die Rückseite aus?
Wie sieht die Rückseite aus?
- Herkunft
- Eine Kutschfahrt nach Teplitz
Eine Kutschfahrt nach Teplitz
01.01.1811- Was sehen wir?
Was sehen wir?
Das Gemälde zeigt eine leicht hügelige Schneelandschaft, in der sich eine Tannengruppe vor einer weißgrauen Nebelwand erheben. Davor befinden sich einige Felsbrocken. Ein Greis hat seine Krücken von sich geworfen und sich niedergelassen. Er erhebt Antlitz und Hände betend zu einem Kruzifix empor. Im Hintergrund dämmert ein gotischer Dom. Er steigt wie eine Vision aus dem dichten Nebel in die Abendröte des Himmels empor.
Caspar David Friedrich hat die „Winterlandschaft“ 1811 gemalt. Das Gemälde besteht aus Öl auf Leinwand und hat die Maße 33 x 45 cm.
- Wie sieht die Rückseite aus?
Wie sieht die Rückseite aus?
Nach 1945 hat das Gemälde einen neuen Keilrahmen erhalten. Von dem alten zeugt nur noch ein Stück Holz mit der Aufschrift "Friedrich Dresden den 20. Juli 1811".
- Gibt es zeitgenössische Kommentare?
Gibt es zeitgenössische Kommentare?
1811 wurde erstmals über das Gemälde berichtet. Der Dresdener Maler Gustav Heinrich Naeke (1786-1835) sah 1811 zwei Gemälde bei Caspar David Friedrich. Er erwähnte die Gegenstücke in einem Brief an den Leipziger Rechtsanwalt und Kunstsammler Ludwig Puttrich.
Auch Friederike Tugendreich Volkmann aus Leipzig sah die beiden Bilder und beschrieb sie am 22. Juni 1811 in ihrem Tagebuch.
Weiterhin wurden sie 1812, 1813 und 1814 im Journal des Luxus und der Moden erwähnt.
1817 fand die „Winterlandschaft“ sogar einen Eintrag im Brockhaus Conversations-Lexikon, das in Leipzig verlegt wird.
- Wo befindet sich das Gegenstück?
Wo befindet sich das Gegenstück?
Das Gemälde befindet sich in den Staatlichen Museum Schwerin. Das Finanzministerium hatte es 1941 an das Schweriner Museum überwiesen. Die Provenienz ist bislang ungeklärt
- Welcher Sammler ist bekannt?
Welcher Sammler ist bekannt?
Spätestens 1813 befand sich eine „Winterlandschaft“ in der Sammlung des Leipziger Rechtsanwaltes Ludwig Puttrich (1783-1856).
Der Oberhofgerichts-Konsistorialadvokat war nicht nur an Malerei, sondern auch an Baukunst interessiert. Er publizierte 1835-1852 das Werk „Denkmale der Baukunst des Mittelalters in Sachsen“. Puttrich stand mit Caspar David Friedrich in Briefkontakt und tauschte sich mit Kunsthistorikern und -interessierten seiner Zeit aus.
Puttrich Kunstsammlung wurde 1850 in Leipzig, 1856 in London und 1857 in München versteigert. Über den weiteren Weg des Gemäldes ist nichts bekannt. Es wird allerdings spekuliert, dass es nach Schlesien kam.
- Befand sich das Gemälde in einem Schloss in Schlesien?
Befand sich das Gemälde in einem Schloss in Schlesien?
Museumsassistentin Leonie Reygers hatte das Gemälde für das Museum für Kunst und Kulturgeschichte angeblich in einem Schloss in Teplitz in Böhmen erworben. Deshalb wurde 1990 nach dem betreffenden Ort gesucht, allerdings vergebens.2018 kam die Idee auf, es könne sich in einem schlesischen Schloss im Hirschbergtal befunden haben.
Schon im 18. Jahrhundert entwickelten sich diese Region zu einem Sehnsuchtsort für Künstler und naturbegeisterte Reisende. Auch Caspar David Friedrich und sein Malerkollege Georg Kersting waren 1810 hier, wie das Fremdenbuch der Schneekoppe belegen kann. Nachdem Schlesien 1815 preußische Provinz wurde, erwarben die Hohenzollern Schlösser im Hirschbergtal. Der preußische Adel tat es ihnen gleich.
Die Schlösser des Hirschbergtals waren mit wertvollen Gemälden repräsentativ ausgestattet. Befand sich die Winterlandschaft eventuell in Schloss Fischbach, der Sommerresidenz des Prinzen Wilhelm von Preußen und seiner Gattin Prinzessin Marianne? Der Bruder des Königs war ein leidenschaftlicher Kunstsammler. Nach seinem Tod erbten seine Kinder das Schloss. Seine Tochter Elisabeth, die mit dem Landgrafen von Hessen und bei Rhein verheiratet, wollte das Schloss in Andenken an ihre Eltern erhalten. Wie ein Museum konnte es gegen Entgelt besichtigt werden. Ein Augenzeuge berichtete: Im Roten Saal hing ein Gemälde mit einem Wallfahrer bei einem Kreuz. Sollte es sich dabei um die Winterlandschaft handeln? In den Inventaren wird allerdings kein Gemälde von Friedrich erwähnt.
- Wann ist das Gemälde erworben worden?
Wann ist das Gemälde erworben worden?
Im Hochsommer 1941 berichteten zahlreiche deutschsprachige Zeitungen im In- und Ausland über die Aktivitäten in Dortmund: „Dortmund erhält eine Gemäldegalerie. (…) Der Grundstock ist bereits vorhanden.“
Zwar verhinderte der Zweite Weltkrieg die Errichtung eines entsprechenden Gebäudes, aber der Gemäldebestand des Museums wurde um mehr als 20 Gemälde erweitert. Zu den bedeutendsten Neuerwerbungen zählt die „Winterlandschaft“ von Caspar David Friedrich im Jahre 1942. Das Gemälde wurde in der Dresdener Kunsthandlung Paul Rusch erworben. Es kostete 85.000 RM.
- Was ist über den Kunsthändler bekannt?
Was ist über den Kunsthändler bekannt?
Die Kunsthandlung Rusch existierte 1920-1945 an wechselnden Standorten in Dresden. Bei den Luftangriffen im Februar 1945 wurde sie komplett zerstört. Es haben sich keine Geschäftsunterlagen erhalten.
Paul Rusch (gest. 1953) handelte schon in den 1920er Jahren mit Werken von Caspar David Friedrich. Er hatte einen guten Draht zur Dresdener Gemäldegalerie und deren Leiter Dr. Hans Posse (1879-1942). Posse wurde 1939 Sonderbeauftragter für den Aufbau eines gigantischen Kunstmuseums in Linz. Der „Sonderauftrag Linz“ war eine informelle Organisation und Hitler direkt unterstellt.
Der Dresdener Kunsthändler Paul Rusch handelte zwischen 1940-1942 mit der Dortmunder „Winterlandschaft“. Es ist davon auszugehen, dass das Bild zu diesem Zeitpunkt nicht sein Eigentum war, sondern er im Auftrag einer noch unbekannten Person nach einem Käufer suchte. Paul Rusch entdeckte das Gemälde in einer unbekannten Privatsammlung und bot es im Sommer 1940 zunächst dem „Sonderauftrag Linz“ an. Hans Posse lehnte einen Ankauf ab und notierte am 16. August 1940 in sein Tagebuch:
„Rusch mit CD Friedrich, Winterlandschaft mit Kreuz, Dom im Nebel, Mann mit weggeworfenen Krücken; auf Rückseite eigenhändig Friedrich 1811; für uns nicht geeignet.“
Rusch bot es am 16. März 1941 der Nationalgalerie in Berlin an. Die Ankaufskommission lehnte allerdings eine Erwerbung wegen des Preises von 85.000 RM ab.
- Gibt es Repliken?
Gibt es Repliken?
Anfang der 1980er Jahre wurde eine zweite „Winterlandschaft“, ein nahezu identisches Bild, bei Christies von der National Gallery London ersteigert. Zwischen den beiden Gemälden gibt es einige Abweichungen, was dafürspricht, dass keines eine Fälschung ist. Der auffälligste Unterschied besteht darin, dass auf dem Dortmunder Bild das Tor zur Kirche fehlt.
Das Londoner Gemälde soll das Original sein und das Dortmunder Gemälde die Replik.
- Fazit
Fazit
Die Provenienz des Gemäldes konnte bislang nicht geklärt werden. Nachdem die zweite „Winterlandschaft“ bekannt wurde, ist die Provenienz „Sammlung Ludwig Puttrich“ des Dortmunder Bildes in Zweifel zu ziehen. Denn auch das Londoner Gemälde hätte sich dort befinden können.
- Was sehen wir?
- Zur Ansicht von der Galerie Luz
Zur Ansicht von der Galerie Luz
01.01.1852- Beschreibung
Beschreibung
Louis Gurlitt (1812-1897) hatte an der Kopenhagener Kunstakademie studiert. Er malte naturnahe wie ideale Landschaftsbilder. Auf der Suche nach immer neuen Motiven reiste er durch die Länder Europas. Er besuchte Norwegen, Schweden, Dänemark, Schleswig-Holstein, Dalmatien, Ungarn, Griechenland, Spanien und Italien.
Das Gemälde zeigt die in sanftes Abendlicht getauchte Bucht von Palermo und bietet einen Blick auf den Monte Pellegrino. Gurlitt hat das Motiv des Bildes wiederholt aufgegriffen. Eine Variante befindet sich in den Görlitzer Sammlungen.
- Herkunft
Herkunft
Der Vorbesitzer des Gemäldes „Monte Pellegrino“ war der in Berlin ansässige österreichische Architekt Prof. Dr. h.c. Emil von Mecenseffy (1863-1945), der 1919 von seinem Vater eine Kunstsammlung geerbt hatte. Nachdem er das Bild zunächst vergeblich der Nationalgalerie in Berlin angeboten hatte, konnte das Gemälde über die Berliner Galerie Dr. W.A. Luz 1939 nach Dortmund verkaufen werden.
Dr. Wilhelm August Luz (1892-1959) gehörte zu den wichtigsten Kunsthändlern Berlins. Sein Schwerpunkt lag auf der Malerei der Romantik. Adolf Hitler zählte zu seinen Kunden ebenso wie Dr. Hans Posse, der „Sonderbeauftragte“ für den Aufbau des Hitlermuseums in Linz. Luz verfügte über gute Beziehungen zur Nationalgalerie und belieferte darüber hinaus viele deutsche Museen mit Kunst des 19. Jahrhunderts. Anfangs bot er seine Bilder günstig an. Der Zweite Weltkrieg ließ auch seine Preise in die Höhe schnellen, was der Kauflust der Museen keinen Abbruch tat. Das Dortmunder Museum erwarb 1939-1948 bei ihm zehn Gemälde für 107.650 RM. Da die Geschäftsunterlagen der Galerie Dr. W. A. Luz verbrannt sind, ist in der Regel wenig über die Provenienz der Bilder zu erfahren, mit denen er gehandelt hat. Das Gemälde „Monte Pellegrino bildet diesbezüglich eine Ausnahme.
- Wie sieht die Rückseite aus?
Wie sieht die Rückseite aus?
- Beschreibung
- Der „Reichsschatz“
Der „Reichsschatz“
01.01.1862- Beschreibung
Beschreibung
Die Alliierten beschlagnahmten nach Ende des Zweiten Weltkriegs den Bestand für das geplante „Führermuseum“ in Linz sowie Kunstwerke aus dem Besitz hochrangiger NS-Politiker. Sie verhörten alle beteiligten und begannen mit der Restitution. Wenn sich kein NS-verfolgungsbedingter Entzug nachweisen ließ, wurden sie als Leihgaben für die Museen freigegeben. So kamen zahlreiche Gemälde, Grafiken, Möbel und Kunstgewerbe ins Museum für Kunst und Kulturgeschichte.
- Herkunft
Herkunft
Nach dem Tod Anselm Feuerbachs gelangte das Gemälde „Nanna“ in den Besitz des Heidelberger Medizinalrats Dr. Franz Wolf. Über dessen Enkelin kam es 1935 in den Kunsthandel. Wohl im Auftrag Adolf Hitlers erwarb der Fotograf Heinrich Hoffmann das Gemälde in der Ludwigs-Galerie in München. Nachweislich hing es in Hitlers Wohnzimmer im Berghof auf dem Obersalzberg bei Berchtesgarden.
- Beschreibung
- Verlust der Moderne
Verlust der Moderne
01.01.1902- Beschreibung
Beschreibung
Ab 1933 geriet die klassische Moderne in den Fokus der Nationalsozialisten. Deren Hetze erreichte 1935 Dortmund. Im „Haus der Kunst“ wurde die Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt mit Bildern von Paul Klee, Georg Grosz und Otto Dix. Die „Große antibolschewistische Schau“ in der Hochschule für Lehrerbildung verschärfte 1937 die Propaganda. Ihre Abteilung „Kulturbolschewismus“ nahm die Ästhetik der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ (1937) vorweg. Im August 1937 beschlagnahmte eine Kommission der Reichskulturkammer 11 Gemälde, 1 Skulptur, 81 Grafiken und 25 Grafikmappen im Museum für Kunst und Kulturgeschichte.
- Herkunft
Herkunft
Dazu gehörte auch das Gemälde „Das Ruhrtal bei Herdecke“, das im Original „Blaue Berge“ heißt. Der Düsseldorfer Galeristen Alfred Flechtheim (1878-1937) hatte es 1922 dem Dortmunder Museum geschenkt. Nach der Beschlagnahme entfernten die Nationalsozialisten die Signatur CR zwecks besserer Verkäuflichkeit des Bildes. 1954 wurde es im Stuttgarter Kunstkabinett Ketterer, Stuttgart zurückerworben.
- Beschreibung
- Importe aus Frankreich?
- Spiel